KKZ: Kapitel 1 – 7

Kapitel 1 – Träumereien
Kapitel 2 – Der alte Greis, der Markt und das Amulett
Kapitel 3 – Freunde!?
Kapitel 4 – Der Schwur und der Anfang
Kapitel 5 – Der Fujiamo-Wald
Kapitel 6 – Erste Informationen
Kapitel 7 – Standort der Schattenallianz


Kapitel 1 – Träumereien

Es war kühl. Angenehm kühl, wie man es in dieser Jahreszeit am liebsten hatte. Ein Junge merkte, wie er langsam in einem Raum zu sich kam. Seine nackten Unterschenkel spürten den Marmorboden unter ihm. „Wo, wo bin ich hier?“, hallte sein Gedanke durch den riesigen Saal in dem er sich befand. Große geöffnete Fenster ließen genug Licht eindringen, so dass der grau-weiß gefleckte Marmor leuchtete. Vorhänge aus Satin flatterten sanft umher, als ob sie von der spürbaren Brise sanft gestreichelt würden. „Ginta“, hörte er eine Stimme flüstern, „Ginta…“
 Der Junge stand auf und ging einige Meter zu einer verzierten Holztür. Vorsichtig öffnete er diese. In jenem Moment trat eine Silhouette ins Zimmer und berührte ihn sanft an seiner Schulter. Der Junge versuchte ihr Gesicht zu erkennen, doch schon im nächsten Augenblick löste sich die Person wieder in Luft auf.
 „Ginta….“, wiederholte sie ihre Worte.

„GINTA!!!!“, schrie ihn seine Lehrerin an und er schreckte auf. „Na, mal wieder am Tagträumen, oder!?”
 Plötzlich fand er sich in seinem Klassenzimmer wieder.
 „Das nächste Mal sitzt du nach!“, drohte sie ihm, doch er versuchte sie und die lachende Klasse zu ignorieren. Viel zu schlaftrunken konzentrierte er sich darauf, seine Gedanken zu ordnen.
Es war Sommer, kurz nachdem die Kirschbäume aufhörten zu blühen. Ginta liebte es, wie sie Ende Frühling immer ihre wundervollen Tänze aufführten, während sie sacht zu Boden glitten. Aber das hatte nun aufgehört. Sein Name war Ginta Sabekaze und er war Schüler der „Blue Moon“-Highschool. Eigentlich zählte Ginta zu den besten Schülern in seiner Klasse, jedoch flüchtete er sich immer in Tagträume und beteiligte sich kaum am Unterricht. Seine weißen Haare waren ziemlich zerzaust. Er war normal groß, normal schlank. Man könnte sagen, dass er eigentlich ein normaler Mensch war, wie jeder andere. Wäre er ja auch, wäre da nicht diese geheimnisvolle alte Familienlegende. Seine Großmutter und er lebten an einem Schrein, in dem seine Großmutter als Priesterin arbeitete. Und da muss man sich ja mit solch einem Legenden Zeugs auskennen. Aber das ist ja momentan nicht das Wichtigste. Nun ja, da war dieser reale Traum von der fremden Person. Diese Berührungen, der kalte Boden, alles was er spürte fühlte sich so real an. Die Träume zuvor, in denen sein Name gerufen wurde, als ob jemand seine Hilfe bräuchte, waren lang nicht so intensiv wie dieser gewesen. Langsam spürte er wieder seinen richtigen Körper, wie als wäre sein Körper benommen gewesen und jetzt seinen normalen Zustand wiedererlangen würde. Ein stechender Schmerz zog ihm plötzlich durchs Bein. Es schmerzte ihn an der Stelle seines Muttermals am rechten Unterschenkel.
„Ginta! Was war mit dir heute los? Sonst bist du nie so drauf“, seufzte Sora verwundert, „Okay. Oft verschwindest du in deine Traumwelt, aber du warst noch nie so abgeschweift wie heute… Ich mach mir Sorgen.“
Sora Machichima war eine Klassenkameradin. Ginta und sie kennen sich schon seit ihrer Geburt. Die Eltern der beiden waren gute Freunde, bis zu dem Zeitpunkt, an dem Gintas Eltern an einem Unfall gestorben sind. Es war eine drastische Veränderung in Gintas und Soras Leben. Jedoch blieben sie die besten Freunde. Ginta konnte nichts sagen.
„Hast du Glück, dass die Ferien morgen beginnen!“, sagte sie laut und verschwand aus dem Zimmer. Nun wachte Ginta auf. Er bekam zwar das Gespräch mit, jedoch verlor er sich ganz in Zeit und Raum.
„AHHHH!“, stieß es aus ihm heraus und er rannte nach Hause.
Er und seine Großmutter hatten heute doch ein paar alte Bekannte zu sich eingeladen und er durfte die Lebensmittel nicht vergessen. Den Hof fegen, war die Strafe, falls er es vergessen würde. Das wollte er natürlich vermeiden.


Kapitel 2 – Der alte Greis, der Markt und das Amulett

Kueteika war eine kleine Stadt in der Nähe des Fujiamo-Waldes. Ginta lief grübelnd die Marktstraße entlang und versuchte sich an die Dinge zu erinnern, die auf dem Einkaufszettel standen, den er aus Versehen weggeschmissen hatte. Die Marktstraße war eine lange, gepflasterte Straße, an der sich einige kleine Märkte und Shops aneinander reihten. Diese Straße weckte in ihm Erinnerungen an seine verstorbene Mutter, die ihm, als er noch klein war, immer Köstlichkeiten kaufte. Es war eine schöne Erinnerung für ihn, doch konnte er sich nur noch daran erinnern. Jedes mal wenn er seine Mutter in seinen Gedanken sah, verschwamm ihr Gesicht vor seinem inneren Auge. Nach dem Bücherladen kam der Fleischladen, in dem er sich ein Hühnchen für das Abendessen kaufte. Danach bog er links ab und stand vor dem Gemüsestand.
„Oh, Ginta! Dich habe ich ja schon lang nicht mehr gesehen. Bist ja groß geworden“, begrüßte ihn die nette alte Dame, die mit seiner Mutter befreundet war, „Wie geht es dir denn so?“
„V… vielen Dank. Aber so lang ist das doch gar nicht her, nur ein paar Wochen. Ehm.. Mir geht es gut, und Ihnen?“
Sie tauschten noch ein paar Worte miteinander und dann ging Ginta mit vollen Taschen weiter. Eigenartigerweise nahm Ginta nicht den direkten Weg nach Hause. Es zog ihn in eine Nebengasse des Marktes, in der er noch nie gewesen war. Ginta war schon immer neugierig gewesen und wusste trotzdem, wann er sich von etwas fernhalten sollte. Diesmal wollte er es aber wissen, was sich in dieser Gasse verbarg. Es war eine dunkle Gasse. Alte Kerzenhalter hingen an den Seitenwänden. Spinnenfäden versperrten ihm den Weg, die er jedoch mit einer einfachen Handbewegung entfernte. Diese Gasse war hier doch normalerweise gar nicht, dachte er, nachdem er fast gegen einen Mülleimer gelaufen wäre. Die Gebäude haben auf dieser Seite nicht einmal Fenster. Plötzlich fing sein Muttermal zu brennen an. Der Schmerz zog ihm wieder ins Bein, was ihn aber nicht davon abhielt weiterzulaufen. Nun erreichte er eine alte, verrottete Hütte – so schien es zumindest. Langsam und anfangs noch zögernd bewegte er seine rechte Hand zur Klinke.
„Ich habe dich erwartet, Ginta. Trete herein“, sprach eine krächzende Stimme aus dem kleinen Gebäude, das sich nach dem Öffnen eher als ein Zimmer herausstellte. Eine unbeschreibliche Kraft zog ihn herein.
„Schön, dass du doch noch gekommen bist, Ginta“, sprach die krächzende Stimme weiter und bei näherer Betrachtung erkannte Ginta, dass diese Stimme von einem alten Greis stammte. Ein alter Mann, der hinter einem Tisch saß, umhüllt von einem dunklem Tuch. Das Zimmer war voll gestellt mit altem Krimskrams, welches ihn sehr an seine Großmutter erinnerte.
„Wer… wer sind sie??“, fragte Ginta, verwundert von all dem Zeugs, das ihm umgab.
„Du darfst mich Servant nennen. Du bist hier, weil du etwas abholst, das dir gehört“, erklärte der Greis mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Nun begann die Wunde stärker zu brennen und sogar zu pochen.
„Wie… etwas, das mir gehört?“, presste Ginta aus sich heraus, der den Schmerz nun mehr als weitaus nervend empfand.
„Komm her und setze dich erstmal. Ich gebe dir etwas gegen den Schmerz.“
Woher konnte der Alte wissen, dass er Schmerzen hatte? Ginta verzerrte sein Gesicht nicht gerade vor Schmerz. Ginta setzte sich neben den Tisch auf einen Holzstuhl. Mit einer Handbewegung signalisierte Servant, dass Ginta sein Bein heben sollte. Mit einer weißen Flasche in der Hand beugte sich der alte Mann zu ihm herunter, schob das Hosenbein hinauf, entnahm etwas Salbe aus der Flasche und schmierte es auf das Mal.Die Schmerzen ließen nach.
Bevor Ginta eine weitere Frage stellen konnte, fing der Greis an zu erzählen: „Du bist der Nachfahre des Großen Gaara. Er hat es damals zu jener Zeit geschafft, die Welt vom Bösen zu befreien. Er war ein großer Krieger. Und du bist sein Nachfahre, Ginta. Man erzählt sich, dass er die Seele des Windes in sich beherbergt hatte. Mit einer letzten Attacke besiegte er den König der Finsternis und versiegelte seine Macht in einem Amulett. Dieses Amulett kann nur der direkte Nachfahre nutzen. Und das bist du. Und nun ist die Seele des Windes in dir erweckt worden. Bald kommt die Zeit, in der du den König der Finsternis wieder besiegen musst, der durch böse Mächte wieder zum Leben erweckt wurde. Hier, nimm dieses Amulett. Ich habe 200 Jahre auf deine Ankunft gewartet. Doch hüte dich vor den dunklen Mächten.“
Servant holte aus seinem Ärmel ein kleines Amulett, dessen Form der einer Feder ähnelte. Dieses Amulett war aus einem Türkis gemacht und hatte eine wunderschöne Farbe. Ginta hängte es sich um den Hals, steckte den Anhänger unter sein Hemd und versuchte, alles zu verstehen. Der Greis nuschelte noch ein paar letzte Worte, dann löste er sich in Luft auf, während das Amulett leicht glühte und vibrierte. Das Haus löste sich ebenfalls auf und Ginta fand sich in einer Sackgasse wieder. Sein Mal pochte leicht und er musste erst einmal alles verarbeiten. Dieses Geschehnis würde ihm sicherlich noch lange Zeit den Kopf zerbrechen. Ginta drehte um und realisierte, dass die Sonne schon am Untergehen war. Er schreckte aus seinen Gedanken auf und merkte, dass er sich lieber beeilen sollte, denn seine Großmutter wartete ungern. Dem Sonnenuntergang folgend, ging er nach Hause.


Kapitel 3 – Freunde!?

Auf dem Weg nach Hause grübelte Ginta noch einmal über den alten Mann nach. Servant, oder wie auch immer er hieß. Er konnte es einfach nicht verstehen. Irgendetwas soll erwacht sein? Sein Vorfahre hatte das Böse besiegt, das jetzt wiedererweckt wurde? Was sollte das? Ginta schlenderte die Straße entlang. Sein Mal schmerzte wieder leicht. Er seufzte. Langsam kam er zur Straße, die zum Schrein führte. Dieser Straße entlang standen paarweise Kirschbäume sich gegenüber, deren Blütenblätter den Boden bedeckten. Ein kleiner Windzug fuhr an Ginta vorbei. Noch nie hatte er so einen Windzug so stark wahrgenommen. Ein komisches Gefühl durchzog Ginta, als würde der Wind ihn um etwas bitten. Es war als würde der Wind wollen, dass er schneller laufen sollte. Dann kamen ein zweiter und ein dritter, und immer wieder fühlte es sich an, als würde der Wind betteln, dass Ginta sich beeilen sollte. Ein kleines Grummeln in seiner Magengegend brachte ihn dann doch dazu, nicht nur einen, sondern gleich drei Schritte schneller zu laufen.

 Nun stand er vor seinem Zuhause. Das alte Haus wartete nur auf ihn. Hinter ihm die Mondsichel, die das ganze Szenario noch in einen mystischen Umhang hüllte. Das Merkwürdige war nur, dass im Haus kein Licht brannte. ‚Aber Großmutter hatte doch für heute Besuch?‘, überlegte Ginta, ‚Und im Schrein ist anscheinend auch niemand…‘
Zögerlich sperrte er die Tür auf, stellte die Einkaufstasche neben ihm auf den Tisch ab und lauschte ins Haus hinein.
„Großmutter? Großmutter? Bist du da!?“
Stille.
Fzzzzzzzuiiiii!!!
Plötzlich erhellte ein Lichtblitz den Hinterhof. Mit den Armen vor den Augen stürmte Ginta durch das Haus und versuchte mit aller Mühe die Küchentür aufzumachen, um in den Hinterhof zu gelangen. Er öffnete die Tür. Seine Großmutter stützte sich auf einen reichlich verzierten Stab. Etwas weiter entfernt standen zwei Menschen in dunklen Gewändern. Doch schon bevor Ginta die Situation verstehen konnte, erschien ein zweiter Lichtblitz.
„Großmutter! Wer sind diese Leute!?“
„Ginta!! Bleib zurück!! Das sind meine ‚Freunde’!“, rief Soijitonoma, Gintas Großmutter.
„Da ist der Junge!!“, rief die etwas größere Person. Durch die tiefe Stimme erkannte man, dass es sich um einen Mann handeln musste.
„Ginta, hör mir jetzt genau zu, es ist mir sehr wichtig! Ich bin nicht deine wahre Großmutter und das sind auch nicht meine Freunde. Das sind Menschen, die der Schattenallianz angehören. Sie sind hinter deiner Macht her. Ich bin deine Dienerin. Meine Aufgabe ist es, dich zu beschützen, damit du die Schattenallianz vernichten kannst!“
„Schweig, alte Frau! Raviel!“, schrie die kleinere Frau und ein weiterer Lichtblitz traf Soijitonoma.
„Uuuahhhh!“, erwiderte sie, „Du musst unbedingt fliehen. Sie dürfen dich nicht bekommen, sonst ist die Welt verloren! Flieh! Flieh! Und das mit deinen Eltern damals war kein gewöhnlicher…. Uuuuahahahahhh!!!“
Der vierte Lichtblitz war ein Volltreffer.
„FLIEH SCHON!“
Ein letzter Lichtblitz traf Soijitonoma. Sie lag am Boden. Der Mann lachte böse. Ginta war total geschockt. Was sollte das? Trauer und Wut ergriffen die Überhand in Gintas Körper. Nun schien alles wie in Zeitlupe abzulaufen. Er rannte zu seiner Großmutter. Mit einem Lächeln lag sie da, obwohl sie wusste, was nun geschehen würde. Es kullerten Gintas Tränen über ihr Gesicht.
 „Auch wenn du nicht wirklich meine Großmutter bist, du warst und wirst es immer für mich sein! Bitte halte durch…“
Er sah die Verletzungen am Körper Soijitonomas. Mit ihren Lippen formte sie noch Worte, die Ginta nicht verstand. Ginta weinte noch stärker. Die Trauer schnürte ihm den Hals zu und er konnte nur noch etwas Unverständliches vor sich hin murmeln. Sein Muttermal brannte, als ob es gleich zerreißen würde. Auch das Amulett reagierte mit seinem Gefühlsausbruch. Ginta stand auf. Etwas bebte durch seinen Körper.
„Wieso habt ihr das meiner Großmutter angetan!?“, brüllte er. Der Größere lachte wieder.
„Uuuahhhhh!!!“, Ginta spürte die Macht die sich in ihm breitmachte. Sein Bewusstsein veränderte sich. Das war aber nicht das Einzige. Seine Hände schimmerten in einem blauen Licht. Was passierte hier? Blitzschnell rannte er den Beiden entgegen und rammte ihnen die Fäuste in die Gesichter. Kurz bevor er sie traf verschwanden sie. Nun stand er alleine da. Seine tote Großmutter lag auf dem Boden.


Kapitel 4 – Der Schwur und der Anfang

Nun saß Ginta auf dem Boden, der mit Kirschblüten bedeckt war. In seinen Armen lag seine Großmutter, die nun für ewig schlafen sollte. Er weinte. Seine Tränen rinnten langsam sein Gesicht herunter. Ihm kamen all die Erinnerungen wieder hoch. Damals als seine Eltern gestorben waren, hat sie sich um ihn gekümmert. Sie war für ihn da, wenn es ihm schlecht ging. Er hat sie so lieb gewonnen, dass er erst gar nicht glauben wollte, dass sie nun nicht mehr lebte. Es dauerte eine Weile, bis seine Tränen versiegten. Ginta dachte viel nach. Was bedeutete das alles? Was wollte diese Schattenallianz und was hatte das mit seinen Eltern und Soijitonoma zu tun? Er stand auf und grub mit einer Schaufel aus dem Schuppen ein Grab und legte sie neben dem Schrein bei. Er zündete noch ein letztes Räucherstäbchen im Schrein an und verschwand ins Haus. Es sollte eine lange Nacht werden, in der Ginta durch die Räume schlenderte, Gegenstände anstarrte und nach Photobüchern suchte. Nicht viele Photos waren erhalten, auf denen seine Familie zu sehen war. Doch die letzten, verblassten Erinnerungen auf Papier, steckte Ginta ein. Der weißhaarige Junge entschloss sich zu gehen. Er konnte einfach nicht länger an diesem Ort bleiben. Deswegen ging er in sein Zimmer und packte seine Tasche, in die einige wichtige Dinge gehörten. Er duschte ein letztes Mal und zog sich reisefeste Klamotten an. Eine kurze, beige Hose, die ihm über die Knie ging und ein weißes Shirt dazu. Damit er nicht frieren musste, trug er noch einen beigen Umhang, dessen Innenfutter aus einem feinen Stoff bestand. Bevor er ging, schrieb er einen kurzen Brief. In diesem Brief schrieb er an Sora und erklärte ihr, dass er die Stadt verlassen müsse, weil seine Großmutter gestorben ist. Seine Formulierungen waren eigenartig und schwammig, doch der Kerninhalt kam trotzdem gut rüber. Nun machte er sich auf den Weg, über Soras Zuhause in Richtung Fujiamo-Wald. Sein erstes Ziel war eine große Metropole westlich von Kueteika namens Funtraprolis. Er musste nur durch den Fujiamo-Wald und dann noch ein paar Kilometer weiter laufen.Funtraprolis war eine Stadt, die so groß war, dass er dort sicherlich irgendwelche Informationen über die Schattenallianz sammeln konnte.


Kapitel 5 – Der Fujiamo-Wald

„Vorsicht! In diesem Wald leben gefährliche Tiere und Monster! Betreten auf eigene Gefahr!“, stand auf dem Schild in der Nähe des Eingangs zum Wald. Es war ein altes, vom Wetter ramponiertes Schild, dessen Schrift gerade noch so zu erkennen war. Einen letzten Blick würdigte der 15-Jährige seiner Heimatstadt, bevor er den Wald betrat. Ihm war es gerade egal, ob Monster oder sogar Räuber auf ihn lauern könnten. Es war ihm einfach egal. Die Sonne schien durch das dichte Laub und es war noch kühl und feucht im Schatten. Ginta befand sich auf einem oft genutzten Pfad durch den Wald. Er roch den Tau und den Wald.
„Dieser Weg müsste mich durch den Wald führen“, dachte sich Ginta, während er die Karte betrachtete. Es schien ein langer Weg zu sein, der Pfad führte ihn anscheinend durch den ganzen Wald. Da es keinen anderen gab, musste er ihm wohl oder übel folgen. Im Wald war es ruhig, bis auf einige Vögel die hier und dort auf den Ästen saßen und zwitscherten. Ginta sah ein Eichhörnchen, das einen Baum hinauf flitzte. Nach einiger Zeit, als die Mittagssonne ihren höchsten Stand hatte, setzte er sich unter einen der Bäume und aß etwas von seiner Ration. Dann schlenderte er weiter durch den Wald. Mehrere Pausen unterbrachen immer wieder sein vorankommen. Irgendwie fühlte er sich kraftlos. Ginta versuchte nicht nachzudenken, denn das Einzige an das er denken konnte, war das, was er zurück ließ. Das Unterdrücken seiner Gedanken wurde immer zwanghafter. Öfters blieb er stehen und war kurz davor zurück zu laufen, zurück zu seiner Stadt, seinem Haus, seiner Großmutter. Dann jedoch biss er sich auf die Unterlippe und folgte stur dem Waldpfad, der ihn einfach nicht vergessen ließ. Als es dann Abend wurde, die Sonne allmählich hinter dem Horizont versank und Ginta es durch sein langsames Tempo immer noch nicht schaffte den Wald zu verlassen, machte er sich auf die Suche nach einem guten Schlafplatz. Einen Schlafplatz. Es sollte sein erster werden, weit weg von Zuhause. Es gab nun kein Bett mehr, keine Lampe am Kopf des Bettes und kein Fenster, das in der Nacht so viel Mondlicht herein ließ, dass seine Regale und sein Schreibtisch anfingen magisch zu leuchten. Dies alles hatte er nun nicht mehr. Ab vom Pfad, ging er durch ein paar Büsche, weil er auf einer kleinen Lichtung Feuer gesehen hatte. Vorsichtig tastete er sich zur Lichtung, um sicher zu gehen, dass er sicher war. So eine Lichtung wäre sicher ein idealer Schlafplatz, dachte sich Ginta. Hinter einem Baum stehend, musterte er den Platz. Einige Zweige und Äste waren zu einem einladenden Lagerfeuer angerichtet. Neben dem Feuer stand ein kleines Ein-Mann-Zelt. Er entschloss sich, das alles aus nächster Nähe zu betrachten. So stellte sich der weiß-haarige Junge neben das Lagerfeuer, das ihn schön wärmte, während er gleichzeitig versuchte nach einer Person zu suchen. Doch keiner war da.
„Das ist ja merkwürdig“, sagte Ginta zu sich selbst, „Ein Lagerfeuer lässt man doch nicht allein…“
Das brennende Holz knackte im Feuer und Funken schwebten wie Glühwürmchen über den lodernden Flammen zum Abendhimmel hinauf. Im Wald war es plötzlich still geworden. Allgemein ist es ja bekannt, dass Tiere Feuer eher meiden, doch diese Stille war besonders aufdringlich.
„Uahhhhhhhhhhhhhhhhhh!!!!“, schrie jemand, der aus dem Wald gesprungen kam und sich auf Ginta stürzte.
„Was soll das?! Geh runter von mir!“, schrie Ginta, während er mit zusammengekniffenen Augen versuchte seinen Angreifer von sich herunter zu schubsen.
„Erst wenn du mir sagst wer du bist, du… du Dieb! Gib es zu, du wolltest meinen Schlafplatz ausplündern“, erwiderte der Mann, der auf Ginta saß.
„Ich bin gar kein Dieb! Ich bin ganz zufällig hier her gekommen, als ich das Lagerfeuer entdeckt habe!“, verteidigte sich der zu Boden gedrückte.
„Kein Dieb? Nur ganz zufällig hier her gekommen?“, wiederholte der Mann, ließ Ginta los und setzte sich neben das Lagerfeuer. „Wenn es nur das ist…“
Der Kerl, dessen schwarze Rastalocken nach hinten zusammengebunden waren, trug eine Art Kimono, sein Oberteil war dunkelblau und seine Hose hatte ein braun-rotes Muster. Eine schön verzierte Scheide war an dieser Hose befestigt, was ihn sofort als Schwertkämpfer zu erkennen gab. Ginta seufzte als er sich den Dreck von der Kleidung klopfte, „…und wer zum Teufel bist du?“
„Ich bin Ryoma Sakamoto; 19 Jahre alt und auf spannenden Reisen durchs Land um große Abenteuer zu erleben“, schoss es Ryoma aus dem Mund, als hätte er diese Frage schon erwartet, „Was machst du hier allein im Wald?“
„Ich bin auch auf einer Reise“, meinte Ginta.
„Ach so. Ja dann, will ich dir noch einmal verzeihen.“
„Was? Verzeihen? Das ist ja das Mindeste, was du tun kannst“, beschwerte sich der 15-Jährige.
„Bleib mal auf dem Teppich…“, versuchte ihn Ryoma zu beruhigen.
Für einen kurzen Moment hatten sich beide nichts mehr zu sagen. Ginta seufzte noch einmal stark und setzte sich neben Ryoma ans Feuer.
„Du hast gesagt, du bist auf einer Reise, wohin?“, erkundigte sich Ginta.
„Gerade will ich einfach durch diesen Wald, in die nächst größte Stadt. Aber weißt du, auf einer Abenteuerreise kann es dich nach überall hin verschlagen. Nimmst du eine falsche Abkürzung und schon bist du an einem ganz neuen Ort, an dem ganz andere Abenteuer auf dich warten. Eigentlich – das muss ich zugeben – habe ich kein wirkliches Ziel, noch nicht zumindest…“
„Mhhh.“
„Und du, wohin geht deine Reise?“, hakte der Schwertkämpfer nach.
„Ich will momentan auch einfach nur den Wald durchqueren um nach Funtraprolis zu kommen.“
Ginta hielt inne. Plötzlich wurde ihm etwas unwohl und er nahm einen Schluck Wasser zu sich. Als sein Amulett dann auch noch zu vibrieren begann, wurde die Situation noch viel merkwürdiger.
„Kann ich dich nicht begleiten? Zu zweit reist es sich doch leichter“, fragte der Schwertkämpfer mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
„Von… von mir a…“, zögerte Ginta, der seinen Satz gar nicht beenden konnte, „AHH!“
In diesem Augenblick stürmte ein haariges Monster aus den Büschen des Waldes und griff die zwei irritiert an. Ryoma zog blitzschnell sein Schwert und wollte gerade zu einem Hieb ausholen, als Ginta dazwischen rief: „HALT!“
Das Monster und auch Ryoma blieben starr stehen. Ryoma war sonst nicht der Typ, der ein angreifendes Monster nicht erledigte. Das Monster sah auch nicht so aus, als würde es einfach aufhören anzugreifen, nur weil ein weiß-haariger Junge zufällig „Halt“ schreit.
Die Situation war angespannt. Irgendetwas lag in der Luft, was alles plötzlich so veränderte, dass niemand mehr sich einen Reim darauf machen konnte. Doch Ginta unterbrach diese Spannung. Er zeigte aufs Feuer. Dort waren zwei junge Monster, die gerade dabei waren, mit dem Feuer zu spielen. Das große Monster wandte sich von Ryoma und Ginta ab, packte die kleinen zwei Monster mit seinem Maul und verschwand wieder im Wald.
„Das… das war nur eine Mutter, die sich um ihre Kinder kümmerte…“, erklärte Ginta und Ryoma starrte abwechselnd ihn und die Silhouette der im Dunkeln verschwindenden Mutter an.
„Wenn du nicht gewesen wärst, dann hätte ich die Mutter…“
„Ja“, unterbrach Ginta, „… was soll’s…“
Die Beiden saßen sich wieder ans Lagerfeuer und verbrachten den Abend damit, sich noch ein wenig kennenzulernen.


 


Kapitel 6 – Erste Informationen

Durch die Kronen der Bäume schien die Sonne, und in der Ferne erkannte Ginta schon den Ausgang des Waldes. Die Beiden sind seit dem frühen Morgen schon wach und begaben sich weiter auf ihrem gemeinsamen Weg. Glücklicherweise kamen sie an keinem weiteren Monster vorbei.
„Dort ist ja endlich der Ausgang“, seufzte Ginta.
„Ha! Ich wette, dass ich schneller bin als du!“, platzte es aus Ryoma heraus, der in diesem Augenblick nach vorn sprintete.
„Was soll das?“, wunderte sich Ginta, „Wie kann man schon so früh, vor so viel Kraft strotzen?“
„Ich gewinne!“, rief Ryoma und Ginta sah ihn im blendenden Tageslicht verschwinden.
Langsam schlenderte Ginta weiter und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Ein kühler Luftzug wehte ihm durchs Haar. Was für ein idyllischer Vormittag.
„Gewonnen, gewonnen!“, jubelte Ryoma, der sich in einer stolzen Pose präsentierte.
Doch Ginta ignorierte das in diesem Moment. Noch geblendet von der grellen Sonne, erreichte er den Ausgang des Waldes und musste erst einige Male blinzeln, bis er erkannte was sich vor ihm erstreckte. Riesige Wiesen erstreckten sich auf kleinen Hügeln vor ihm. Die Wolken zogen über einen strahlend blauen Himmel und die Sonne schien alles zu erleuchten. Die Blumen auf den Wiesen leuchteten in ihrer Farbenpracht und der Wind schaukelte sie sanft hin und her. So eine schöne Landschaft hatte Ginta noch nie gesehen. In der Ferne konnte man schon die Stadttore von Funtraprolis entdecken. Bis dahin waren es aber jedoch noch einige Kilometer.
„Auf geht’s! Komm im Dauerlauf…“, versuchte Ryoma Ginta zu begeistern, „… und eins, und zwei…..“
Ginta grummelte: „Könntest du das bitte lassen?“
„Warum so griesgrämig?“, fragte ihn Ryoma.
Ginta gab keine Antwort.
„Wenn du mich ignorieren willst, ist das ja schön und gut, aber ich dachte, wir würden unsere Zeit wenigstens mit ein wenig Plaudern verbringen.“
„Wie lang bist du schon auf Reisen, Ryoma?“, fragte der 15-Jährige.
„Ich? Lass mich mal nachdenken“, Ryoma lag seine Hand grübelnd an sein Kinn, „Ich muss ehrlich sagen, das weiß ich nicht mehr. Kann dir weder sagen seit wann, noch wie lang oder kurz ich schon auf Reisen bin. Hab da einfach nicht so drauf geachtet.“
Ohne eine Antwort darauf zu geben, lief Ginta einfach weiter.
„Wieso fragst du?“
„Nur so.“
„Bist wohl noch nicht so lang auf Reisen wie ich, nicht wahr?“
„Mhhh…“
Plötzlich wurde Ryomas Tonfall ernster: „Du willst keine Abenteuer erleben, nicht wahr? Du hast ein komplett anderes Ziel vor Augen, das merk ich doch.“
Das Amulett vibrierte leicht.
„Wie kommst du darauf?“, wunderte sich Ginta und drehte sich von Ryoma etwas ab.
„Du hast einen ganz anderen Blick, als all die Abenteurer die ich bisher gesehen hab“, meinte Ryoma und dachte an eine ganz bestimmte Person, „Dein Blick ist…“
„… Wie ist mein Blick?“
„Er ist trauriger.“
Nun sagten beide nichts mehr, da keiner es sich traute. Es herrschte eine bedrückende Spannung in der Luft. Ginta lief weiter und versuchte nicht auf sein noch vibrierendes Amulett zu achten. Was sollte das? Das machte doch alles keinen Sinn; keinen Sinn, dass sein Amulett vibrierte, keinen Sinn, dass er es Ryoma erzählen müsste.
„Es tut mir Leid“, unterbrach der Samurai die Stille.
„Schon gut“, murmelte Ginta, „Es ist nur…“
Er hielt inne. Vielleicht sollte er es ihm doch erzählen? Die Wahrheit?
„Meine Großmutter wurde von Männern in schwarzen Mänteln umgebracht. In ihrer Todesminute erzählte sie mir, dass es sich dabei um die Schattenallianz handle und dass meine Eltern, die vor Jahren bei einem Unfall ums Leben kamen, gar nicht durch einen Unfall ums Leben gekommen sind. Vorher schenkte mir ein alter Greis in einer kleinen Gasse, in einem Haus, das danach sofort verschwand, dieses Amulett“, schoss es aus ihm heraus und er holte sein Amulett unter seinem Shirt hervor, „Ich bin auf Reisen weil ich Antworten auf meine Fragen haben möchte und weil ich mich…“
Nun hielt er wieder inne.
„Woah Woah! Stopp erstmal“, Ryoma war total überfordert, „Ich dachte du wärst auf der Suche nach deiner großen Liebe aus der Kindheit, aber DAS übertrifft ja alles!“
„Hätte es doch lieber nicht erzählen sollen“, nuschelte Ginta.
„Hör zu“, fing Ryoma an und lag einen Arm auf seine Schulter, „Das mit deiner Oma tut mir schrecklich Leid, mein herzliches Beileid…“
„Sie war anscheinend nicht einmal meine richtige Großmutter…“, unterbrach Ginta ihn.
„Oh… Das ist unschön aber, hör zu… Du solltest nicht mehr so viel Trübsal blasen. Ich weiß, es ist hart für dich, ich kann das gut nachvollziehen, aber das Leben muss weitergehen… Hört sich für dich vielleicht hart an, aber es ist so. Du darfst dich nicht so von der Vergangenheit aufhalten lassen, richte deinen Blick nach vorn und erreiche dein Ziel!“
Das waren wahre Worte, dachte sich Ginta. Es brachte nicht viel allem hinterher zu trauern. Wenn er seine Fragen beantwortet haben wollte, musste er Schritte nach vorn tun.
„Ich bin auf Reise, weil ich Abenteurer werden will, wie mein Vater. Aber das ist auch das einzige Ziel das ich habe… mehr ist da nicht und ich muss zugeben, ich weiß nicht einmal richtig, wie ich das erreichen kann…“
Ryoma kratzte sich an seiner Schläfe.
„Aber weißt du, jetzt wo ich dich getroffen habe, merke ich…“
„Merkst du was?“, hakte Ginta nach.
„Dass ich ein neues Ziel habe!“, strahle Ryoma und streckte seine geballte Faust in den Himmel.
„Was für ein Ziel?“
„Ich werde dir helfen! Du bist noch so jung und brauchst sicher eine starke rechte Hand auf deiner Reise… Außerdem werden wir zwei sicher viel Abenteuer erleben“, lachte Ryoma.
Der weiß-haarige Junge fühlte sich komisch, als sein neuer Begleiter diese Worte aussprach. Es war wie eine Art Versicherung für ihn, dass er keine Angst mehr haben musste. Ryomas Worte durchströmten ihn und füllten seine Trauer mit Mut und Hoffnung.
„Von mir aus“, antwortete Ginta, „danke dir, Ryoma.“
„Geht doch“, lachte Ryoma so laut es nur ging.
 
Als sie etwa die Hälfte der Strecke geschafft hatten, kamen Ginta und Ryoma an einem kleinen Häuschen vorbei. Auf einem großen Schild stand: „Okonomiyaki“
„Wollen wir was Futtern gehen? Es ist schon Mittag und ich hab einen mords Kohldampf!“, fragte Ryoma grinsend und zog Ginta einfach in das Häuschen, ohne eine Antwort zu erwarten.
„Guten Tag, wir hätten gern etwas zu Essen…“, sagte Ryoma blieb dann jedoch verwundert stehen.
Auf dem Boden lag ein Mann mit einer dicken Tasche und einer Kappe. Am Tresen saß ein rüpelhaft aussehender Kerl und stritt mit einer alten Dame.
„Verschwinden sie!“, schrie sie.
„Das werde ich bestimmt nicht“, brummte der Mann.
„Gibt es hier Probleme?“, erkundigte sich der Samurai sofort.
„Dieser Kerl will einfach nicht verschwinden! Außerdem hat er meinen Postboten niedergeschlagen und sein Geld genommen!“, beschwerte sich die ältere Frau weiter.
„Würdest du bitte verschwinden“, forderte Ryoma den Rüpel auf.
„Niemals!“, erwiderte der muskulös wirkende Kerl und stand auf. Er war ein bisschen Größer als Ryoma, doch das störte ihn nicht.
„Wenn das so ist“, meinte Ryoma noch bevor er zu seinem Angriff überging.
Nun ja, Angriff konnte man das nicht nennen. Das Einzige, was er tat, war schlichtweg seinem Gegenüber mit dem Griff seines Schwertes so fest in die Brust zu rammen, dass dieser umfiel. Dann packte er seine Beine und zog ihn aus dem Häuschen heraus. Ginta stand die ganze Zeit nur verdattert neben ihm dran und dachte sich: ‚und schon beginnen meine Abenteuer.‘ Seine Gedanken wurden dann jedoch durch ein lautes Grummeln unterbrochen.
„Hast du Hunger?“, meinte die alte Frau die an der Theke stand. Ginta nickte.
„Komm her, für meine Retter geb ich euch einen aus…“
„Retter?“, sobald Ryoma die Worte „geb ich euch einen aus“ hörte, stand er schon neben Ginta, „Das habe ich doch gerne gemacht. Ist doch wirklich selbstverständlich.“
„Ich habe aber eine Bedingung“, feilschte die alte Frau, „Mein Postbote ist außer Gefecht gesetzt, wie ihr seht…“
„Wollen sie sich nicht um ihn kümmern?“, unterbrach Ginta sie.
„… Nein, der steht später schon von alleine auf. Also, wo war ich? Genau! Ihr bekommt zwei supergroße, superleckere Portionen Okonomiyaki, wenn ihr mir diesen Brief zu meiner Enkelin bringt, okay?“
„Wenn es nur das ist“, strahlte Ryoma, „Wo ist sie?“
„Sie arbeitet im Krankenhaus von Funtraprolis als Schwester. Geht einfach hin und sagt ihr, dass der Brief von mir ist.“
Sie deutete auf einen Umschlag der auf dem Tresen lag.
„Könntest du noch zwei große Portionen machen?“, rief die Frau durch ein Fenster hinter sich, das anscheinend direkt mit der Küche verbunden war.
„Kann ich machen, aber das wird ein klein wenig dauern. Ich bin nicht mehr die Jüngste“, antwortete ihr eine weibliche Stimme, „Ich hoffe die jungen Herren können noch etwas warten.“
„Aber…“, wollte Ryoma einwenden, doch Ginta fiel ihm ins Wort, „Klar können wir das! Vielen Dank.“
„Danke, dass ihr das mit dem Brief für mich erledigt. Es scheint mir, als seid ihr die Art von vertrauenswürdigen jungen Leuten, die ich in Zeiten wie solchen gebrauchen kann.“
„Das ist für uns eine Selbstverständlichkeit“, meinte Ryoma.
„Hier ist euer Essen“, meinte eine andere alte Frau, die gerade durch die Küchentür kam. Sie stellte zwei Teller, mit einer riesigen Portion Okonomiyaki, direkt vor Ginta und Ryoma, „Guten Appetit.“
„Lasst es euch schmecken“, sagte die erste Frau.
Entgegen aller Erwartungen, schlangen die zwei Jungs das Essen nicht sofort hinunter, sondern genossen es mit jedem Bissen.
„Ist das lecker“, meinte Ginta, nachdem er einen Bissen runterschluckte. Ryoma nickte zustimmend.
„Wie heißt ihre Enkelin?“, erkundigte sich Ginta.
„Sie heißt Oto, Oto Kitamuki, falls ihr es genau wissen wollt.“
„Danke, das erleichtert uns das Suchen bestimmt.“
 
Nachdem sie mit Essen fertig waren, machten sich Ginta und Ryoma weiter auf den Weg nach Funtraprolis.
Einige Zeit später, standen sie vor einem riesigen Stadttor. Als sie Funtraprolis betraten, erstaunten sie wie schön die Stadt doch aussah.
„Wir trennen uns hier. Ich habe doch noch etwas anderes zu erledigen, du suchst Oto“, sagte Ginta und drückte Ryoma den Brief in die Hand.
„Ehhmm einverstanden, ich übernehme das Mädchen und du…“, sagte er, doch dann war Ginta schon verschwunden.
Die Stadt war so voll von Menschen, was in Ginta einen eigenartigen Eindruck hinterließ. Er war ja nur sein kleines Heimatstädtchen gewohnt, welches im Gegensatz zu dieser Stadt echt klein wirkte. Instinktiv lief er in Richtung Norden, über den Markt. Dort sah er eine Vielzahl von Ständen. Einer verkaufte Waffen, der andere Stoffe und Leder, und wieder ein anderer verkaufte Früchte und Gemüse. So einen großen Marktplatz war er ebenfalls nicht gewohnt. Der Markt von Kueteika war ja nur eine Straße, aber dieser war ein riesiger Platz.
Die Sonne schien immer noch sehr stark und es waren kaum noch Wolken am Himmel zu sehen. Ginta interessierte das aber nicht mehr so viel. Sein Ziel war es dunkle Gassen zu finden. ‚Ich sammle Informationen am besten an Orten, wo sich Kriminelle treffen, und die treffen sich an dunklen Orten wie Bars‘, dachte sich Ginta, während er die Seitengassen durchforstete. Dann entdeckte er ein Schild mit der Aufschrift „Mordeslust – Die Bar“.
Er drückte die Tür mit einem lauten Knarren auf und eine Wolke von Zigarrenrauch und der Gestank nach Bier kam ihm entgegen. ‚So früh am Tag und sich schon in eine Bar begeben?‘, wunderte er sich, während er an den Tischen vorbeilief, an denen merkwürdig aussehende Männer saßen. Es war laut und jeder schaute Ginta schief an. Er setzte sich an die Theke und versuchte den Wirt zu erwischen.
„Entschuldigung, darf ich sie etwas fragen?“
„Was willst du denn hier, halbes Bürschchen?“, erwiderte der Wirt mit einer sehr brummigen Stimme.
„Ich bin auf der Suche nach dem Hauptquartier der Schattenallianz. Wo kann ich die finden?“, flüsterte Ginta und schaute sich um, ob jemand ihn beobachtete.
„WAS!“, brüllte der Wirt, „Was willst du bei der Schattenallianz?“
„Sagen sie schon!“, Ginta wurde langsam ungeduldig, „Es ist dringend, ich habe einiges zu erledigen…“
„Wenn du meinst? Ob du dort auch hineinkommen wirst, ist eine andere Frage. Aber vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen…“, lachte der Wirt wieder.


Kapitel 7 – Standort der Schattenallianz

„… Aber vielleicht kann ich dir ja weiterhelfen. Man munkelt, dass das Hauptquartier auf einem anderen Kontinent liegen soll. Wenn du mich fragst, müsste es Ruterion sein… Doch, ja, auf Ruterion haben sie ihr Zentrum errichtet“, sagte der Wirt und erklärte weiter, „Das ist ganz einfach. Du reist jetzt immer Richtung Südwesten. Dort findest du die große Hafenstadt Vernezye. Dort nimmst du einfach eine Fähre nach Ruterion… So, ich hoffe, ich habe dir weiterhelfen können.“
„Ja, vielen Dank! Aber eine Frage habe ich noch, wissen sie wo das Krankenhaus ist?“, fragte Ginta, während er sich gehbereit machte.
„Klar. Du folgst einfach dem Marktplatz Richtung Osten. Dort gehst du die Straße entlang und nimmst die zweite Abbiegung rechts.“
„Danke nochmals!“, bedankte sich Ginta beim Wirt und war schon fast verschwunden.
‚Ein anderer Kontinent also. Wie es dort wohl sein wird? Na ja, ich suche jetzt erstmal Ryoma auf und erzähle ihm, dass unser nächstes Ziel die Fähre nach Ruterion sein wird…‘, dachte sich Ginta und ging wieder über den Marktplatz, aber diesmal Richtung Osten. Nach einer Weile schien es, als wäre er angekommen. Vor ihm stand ein riesiges Gebäude, das als Krankenhaus sehr leicht auszumachen war. Doch etwas war komisch an der Situation. Schreiende Menschen stürmten aus dem Gebäude und schienen vor etwas zu flüchten. Ginta versuchte einen jungen Mann anzuhalten.
„Entschuldigung, aber was ist hier los??“, erkundigte sich Ginta.
„Das Hospital wurde von einer Räuberbande angegriffen!“, meinte der Mann, verschwand jedoch dann recht schnell. Der 15-Jährige versuchte etwas zu erkennen, wenigstens einen Blick zu erhaschen was dort drinnen vor sich ging.
„Ginta! Wo zum Teufel warst du??“, überraschte ihn Ryoma, der plötzlich vor ihm stand, „Komm schnell! Oto ist entführt worden!“
Er packte ihn an der Hand und rannte mit ihm die Treppen des auf den Kopf gestellten Krankenhauses hinauf. Als sie auf dem Dach ankamen, schaute Ryoma Ginta mit einem merkwürdigen Blick an.
„Ich hoffe du kannst gut springen! Hehe!“, erwähnte Ryoma gerade noch, bevor sie vom Dach des Hospitals auf eines daneben sprangen.
„Ahhhhhhhhh!!“, schrie Ginta bis er bemerkte, dass es eine Leichtigkeit für ihn war zu springen.
Nun rannten und sprangen die beiden über die Dächer der Häuser.
„Also den Brief habe ich abgegeben. Oto ist echt eine Süße! So ein schönes Mädchen musst du gesehen haben“, fing Ryoma an zu erzählen, „Aber dann kamen solche Einbrechertypen herein gestürmt, schlugen mir auf den Kopf und schnappten Oto. Solchen Fieslingen bin ich ja schon lang nicht mehr begegnet…“
Ginta schaffte es kaum Ryoma zu verstehen, das Rennen und Springen brachte auch seine Gedanken durcheinander.
„So, nun sind wir auf dem Weg, Oto zu befreien“, schnaufte Ryoma.
„Woher willst du wissen, ob das die richtige Richtung ist?!“, wunderte sich der weiß-haarige Junge.
„Ehhmm… Das ist purer Instinkt und der hat mich noch nie betrogen“, lachte der Samurai.
Bald waren sie am Stadtrand angekommen. Dort war eine große Höhle mit einem Schild davor: „Zutritt VERBOTEN!“
„Los, das muss es sein“, mit voller Begeisterung stürmte Ryoma hinein und Ginta folgte ihm.
Plötzlich hörten sie eine Stimme und versteckten sich in einer dunklen und feuchten Kerbe in der Wand.
„Das ist einer der Räuber“, flüsterte Ryoma zu Ginta und zeigte auf einen doch recht schmächtigen Kerl.
Danach schlich er sich an den Räuber heran und schlug ihm eine über den Kopf.
„Ich glaube sogar, das ist der, der mich geschlagen hat!“, erwähnte er, doch Ginta hörte das nicht mehr. Sie schlichen beide weiter und kamen an eine Tür. Langsam machten sie die Tür einen Spalt breit auf und lauschten.
„HAHA! Das war ja einer der leichtesten Beutezüge die ich jemals gemacht habe“, lachte ein großer Mann, der gerade seine Rüstung ablegte.
„Dort, da ist Oto, sie ist gefesselt“, flüsterte Ryoma.
„Lasst mich raus!!!!!!!“, schrie das gefesselte Mädchen.
„Und von dir bekommen wir sicher einen satten Batzen Geld! Wenn der Bürgermeister nicht schön zahlt, dann kann ich für nichts garantieren. Uuahahaa!“, lachte der große Mann und nahm einen Schluck Bier aus einem Krug.
„Grrrrr, dieser Kerl!“ platzte es aus Ginta heraus, als plötzlich die Tür aufsprang und der  Entführer schrie: „WAS MACHT IHR HIER?!?!?!“
Ryoma zog sein Schwert raus und machte sich zum Kampf bereit. Es lag Spannung in der Luft die deutlich zu spüren war. Ginta und Ryoma gegen den muskulösen Kerl…